The Death of Stalin
Armando Iannucci, GB, France, 2017o
En mars 1953, Josef Staline gît mourant. Dans les coulisses, ses partisans et ses enfants se mettent en place, se montrant sans exception comme de dignes successeurs du dictateur en termes de manque de scrupules et de sournoiserie. Les intrigues, plus que bien dissimulées, entraînent un désordre dans le cercle intime du pouvoir ainsi que dans tout le pays, avec des conséquences aussi sanglantes que comiques.
Ne vous laissez pas tromper par la bande-annonce de cette comédie d'horreur, qui ne rend pas compte de l'humour noir à l'œuvre ici : La bonne demi-douzaine de protagonistes impliqués dans les intrigues après la mort de Staline s'y comportent avec une franchise et une brutalité étonnantes. Pourtant, l'astucieux réalisateur écossais Armando Iannucci saisit avec une grande précision les mécanismes du pouvoir en mettant constamment en scène la tragédie historique sanglante comme une farce. En outre, le merveilleux ensemble de grands acteurs de théâtre, de télévision et de cinéma est une pièce maîtresse en soi, avant tout Steve Buscemi dans le rôle du court métrage Khrouchtchev, qui derrière une façade apparemment inoffensive intrigue plus inlassablement et plus inébranlablement que quiconque et, comme nous le savons, a fait l'histoire avec cela.
Andreas FurlerLes joutes verbales, à la fois très littéraires et très crues, sont la marque de fabrique d’Armando Iannucci. Il leur ajoute, ici, un vrai sens du burlesque grâce au fils taré de Staline, un général d’opérette alcoolique et imprévisible qui fait basculer le film dans l’univers des Marx (Brothers, pas Karl).
Samuel DouhaireLâchez le tout dans un panier de crabes soviétiques, saupoudrez abondamment de détails sordides et extravagants tels que seule une dictature aussi démente que celle-ci peut en produire, et vous obtenez un film ubuesque, où l’on complote, tremble et torture à tous les étages.
Jacques MandelbaumDie jüngste Politfarce des schottischen Autors und Regisseurs Armando Iannucci über die fieberhafte Übergangsphase im Moskauer Politbüro nach dem Tod des Sowjetdiktators ist seine bisher düsterste. Fantastisch besetzt und jede verstaubte Historisierung vermeidend, ist The Death of Stalin eine überzeitliche Ensemblekomödie über böse Menschen, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit Böses tun.
Alexander MendenEs gibt ein paar phänomenal gute Witze in der schwarzgrimmigen Satire des Schotten Armando Iannucci, bekannt für seine unflätigen Sitcoms «The Thick of It» und «Veep». Auch Steve Buscemi, Simon Russell Beale und Michael Palin sind bestens in Form, und man darf der Komödie anrechnen, dass sie ihre Geschichts-Hausaufgaben gemacht hat. Aber wenn das Ganze in eiskalten Horror kippt -- ist das noch mutig, oder ist es einfach nicht mehr lustig?
Pascal BlumGalerie photoso
Die Satire «The Death of Stalin» spielt 1953, bezieht sich aber auch auf die autoritäre Politik von Putin. In Russland darf der Film nicht gezeigt werden.
Nur ein toter Diktator ist ein guter Diktator. Ein schwerkranker ist ein Problem. Er könnte ja wieder gesund werden, und dann würde sich sein Zorn über alle ausbreiten, die gerade in der Nähe sind. Ungefähr so ist die Situation am 2. März 1953, als Josef Stalin in seiner Moskauer Datscha reglos und in seinem eigenen Urin am Boden liegt. Er schafft es noch, den Wächter zu sich zu winken, der die Post hereinbringen will. Der Herrscher wird aufs Sofa gehievt, per Telefon werden die Mitglieder des mächtigen Politbüros zusammengerufen.
So erzählen es die Biografien. Die Satire «The Death of Stalin» des Schotten Armando Iannucci handelt davon, was danach geschieht. Oder geschehen sein könnte, je nachdem, wie eng man es nimmt. Jedenfalls ist es erstaunlich, wie viel an diesem Film, der auf einem französischen Comic basiert, historisch verbürgt ist. Er porträtiert Stalin in den Stunden vor seinem Zusammenbruch durchaus stimmig als Despoten mit Hang zu Saufgelagen, Nachtschichten und Zoten. Für seine Entourage war es in der Tat lange obligatorisch, im Kreml an Filmvorführungen teilzunehmen, bis weit in den Morgen hinein. Auch der Moment am Sterbebett, in dem Stalin noch einmal seine Hand erhebt, als wolle er einen Fluch aussprechen über die Zeit, die nach ihm folgt: alles so überliefert.
Natürlich ratterte der Herrschaftsapparat, den Stalin über die Jahre aufgebaut hatte, selbst dann mit entsetzlicher Effizienz weiter, als es darum ging, den todkranken Diktator zu entmachten. Stalin atmete noch, als ihm das Präsidium des Obersten Sowjets die Ämter entzog. Die Satire konzentriert sich da lieber auf die giftigen Machtkämpfe unter den Mitgliedern des Politbüros – und überzeichnet sie schamlos als Intrigen von Verblendeten und Vertrottelten.
Genüssliche Niedertracht
Sie fallen sich in Stalins letzten Stunden wechselseitig in den Rücken: Georgi Malenkow (Jeffrey Tambor) hat überhaupt keine Ahnung, was vor sich geht; Wjatscheslaw Molotow (Michael Palin) glaubt noch an die Grosstaten Stalins, als er schon auf einer Todesliste steht. Etwas gerissener geht Zentralkomitee-Sekretär Nikita Chruschtschow (Steve Buscemi) vor, auch wenn er noch einen bedruckten Pyjama trägt, als er in die Datscha platzt. Den Geheimdienstchef Lawrenti Berija wiederum stattet Simon Russell Beale mit der genüsslichen Niederträchtigkeit von jemandem aus, der seine Gegner am liebsten aus nächster Nähe erdolcht, weil er ihnen so noch ins Gesicht grinsen kann. Derweil poltern die Opfer weiter in die Folterkeller.
Es ist ein Vergnügen, einem amerikanisch-britischen Ensemble dabei zuzusehen, wie es sich in den Slapstick des Terrors hineinsteigert: Zyniker im Machtvakuum, die sich gegenseitig verfluchen und auszuschalten versuchen. Die ganze Führungsriege redet einfach Englisch, denn Regisseur Iannucci hat seine Farce in sowjetischen Kulissen in den Studios von London gedreht.
Man kann nicht sagen, dass es die britisch-russische Freundschaft befördert hätte. Kurz vor der Premiere in Russland Anfang Jahr zog das Kulturministerium die Zulassung wieder zurück. Persönlichkeiten der Kultur, die sich ans Ministerium wandten, bezeichneten die Satire aus dem Westen als einen Versuch, das Gedenken an Stalins Sieg über den Faschismus in den Schmutz zu ziehen. Die kommunistische Partei erkannte «psychologische Kriegsführung». Das linke Moskauer Kino Pioner, das «The Death of Stalin» trotzdem ins Programm nahm, wurde von der Polizei an weiteren Vorführungen gehindert.
«Jemand ist wohl nervös geworden», sagt Armando Iannucci am Telefon. Das Ministerium habe den Film so dargestellt, als beleidige er die russische Bevölkerung. «In Wahrheit fanden alle Zuschauer im Kino Pioner, dass er die Bevölkerung sehr wohl respektvoll behandle, aber die Politiker nicht. Darin liegt wohl das Problem.» Iannucci ist ein professioneller Verhöhner von Politikern: Seine BBC-Serie «The Thick of It» zeigte den britischen Politikbetrieb als wüstes Gerangel, in dem ein fluchender Spindoktor noch die peinlichsten Pannen ausbügeln muss. «Veep», Iannuccis amerikanische Version, drehte sich um eine permanent gedemütigte Vizepräsidentin, deren roboterhafte Auftritte jenen von Hillary Clinton ähnlich sahen.
Beim Stalin-Film hätten er und seine Darsteller gemerkt, dass die Szenen sogar komisch wirkten, wenn sie gar nicht auf die Lacher hin gespielt waren, sagt Iannucci. «Es sollte nicht nur lustig sein, sondern auch grauenerregend.» Weil die historische Wahrheit von Stalin beides enthalte, Komödie und Horror, sei es gerechtfertigt, dass die zwei Seiten im Film nebeneinander existieren. Das Resultat davon ist, dass die Satire am Ende auf das Bild einer totalen Infamie zuläuft: trostlos und eiskalt.
Unterwegs ist einem das Lachen irgendwann vergangen, aber gehts einem nicht ähnlich angesichts der politischen Aktualität? Die Art, wie zur Stalin-Zeit Geschichte laufend umgeschrieben wurde, wie aus ständig wechselnden Ansichten harte Fakten geschaffen und Widersacher zu Feinden des Volks erklärt wurden: Diese Rhetorik ist heute wieder in Verwendung. Auch der Kult um die persönliche Grösse und die propagandistische Befeuerung von irrwitzigen Vorstellungen gehören dazu. Die Satire übertreibt nicht, wenn sie zeigt, wie selbst jene von Stalins Tod bedrückt waren, die auf ihre Erschiessung warteten.
Der neue Stalin-Kult
Heute sind die Popularitätswerte des alten Massenmörders wieder hoch: In einer Umfrage von 2017 stuften 46 Prozent der befragten Russen den Diktator als eine positive Figur ein. Noch beliebter ist nur Präsident Putin, der westlichen Medien auch schon vorwarf, sie würden Stalin verteufeln, um seinem Land zu schaden.
Seinen Autoritarismus legitimiert Putin nicht zuletzt übers Fernsehen, wo immer wieder Generalissimo Stalin und die sowjetischen Erfolge im Zweiten Weltkrieg gepriesen werden. Der Fernsehproduzent Peter Pomerantsev hat in seinem Buch «Nothing Is True and Everything Is Possible» die surrealen TV-Shows im neuen Russland beschrieben: In einer davon durften die Zuschauer Russlands grössten Helden küren. Als die Macher realisierten, dass Stalin gewinnen würde, fälschten sie das Resultat: Sieger war jetzt Alexander Newski, Fürst und Krieger aus dem Mittelalter.
Was nützt da Satire noch? In Iannuccis Werk gibt es zwei Konstanten: die Inkompetenz der unteren Chargen und die Unfähigkeit der Machthaber, über sich selbst zu lachen. Die Inkompetenz sei in Wahrheit eher Panik, weil Entscheidungen unter Zeitdruck fielen, sagt er. Die mangelnde Selbstironie könnte damit zu tun haben, dass Gelächter etwas Spontanes sei, das sich nicht einhegen liesse. «Dass man in autoritären Staaten Schriftsteller und Komiker nicht mag, liegt daran, dass man die Reaktion nicht kontrollieren kann, die ein Buch oder ein Witz auslöst. Jeder reagiert anders darauf. Das mögen die Mächtigen nicht.»
Wer heute lachen wolle, sagt Iannucci, müsse das politische Geschäft eigentlich nur beschreiben – schon klinge es lustig. Satire ist das, worauf die Realität ohnehin zuläuft. Die Rückblende in die Stalin-Diktatur ist da ein Weg, Distanz zu einer Gegenwart einzunehmen, die von sich aus zur Farce tendiert – was sich wiederum im grausamen Theater von damals spiegelt. Der aktuellen Absurdität komme man sowieso kaum bei, sagt Iannucci und lacht. Es ist einer der Gründe, weshalb er als nächstes eine Science-Fiction-Serie dreht.